Die Evangelische Landjugend trauert um ihre ehemalige Mitarbeiterin Franziska Gräfin von und zu Egloffstein, geb. Engerisser. Von 1982 bis 1989 profilierte sie als Agrarreferentin weitsichtig, innovativ und begeisternd die inhaltliche Arbeit des Verbandes. Ihre Impulse sind bis heute lebendig.
Leo Seitz, langjähriger Weggefährte in landwirtschaftlicher und ökologischer Bildungsarbeit blickt zurück:
„Am 22. Januar gegen Mittag verstarb unsere Franziska im Alter von 65 Jahren nach langer schwerer Krankheit in Frieden und mit Würde. Im Zeitraum von 1982 bis 1989 war sie als Agrarreferentin der Evangelischen Landjugend tätig. In dieser Zeit arbeitete sie mit Fritz Loy, Leonhard Seitz und Robert Kaiser eng zusammen.
Der erste Meilenstein ihrer Arbeit war die Erarbeitung des Umweltpasses, der in 5 Auflagen mit 70.000 Exemplaren gedruckt wurde. Damit war die ELJ im Umweltgedanken Jahre voraus.
Ein herausragender – und bis heute aktueller – Streitpunkt ihrer Arbeit bei der Landjugend war die Frage, ob Getreide als Brennstoff der vierten Bitte des „Vater Unser“ widerspricht.
In ihre Zeit fiel die Einführung und Umsetzung der Milchgarantiemengen-Regelung. Die Landjugend gestaltete dabei die Verteilung der Milchquoten aus dem Bayerischen Regierungsprogramm für Junglandwirte mit. In diesem Zusammenhang wurden Alternativen gesucht. Infoveranstaltungen und Käseseminare wurden organisiert, die bis heute einigen Landwirten die Wirtschaftsgrundlage als Hofkäsereien verschafften. In den letzten beiden Jahren etablierten sich daraus im Mittelfranken drei weitere Hofmolkereien. Damit tragen die Früchte ihrer Arbeit weitere Früchte.
Die Arbeit zur Gentechnik in der Landjugend brachte allen Beteiligten einen Wissensvorsprung und war eine der Grundlagen für die Positionierung des Bayerischen Bauernverbands gentechnische Veränderungen an der Schöpfung „nicht zu wollen“ – eine Position, die bis heute aufrecht erhalten wurde.
1986 hat Franziska von Egloffstein die Seminarreihe für ASA Landfrauen begründet und lange Jahre organisiert. Das Modul ist bis heute fester Bestandteil der Arbeit der ELJ im EBZ Pappenheim.
Bis ins Jahr 2022 – nach Beginn ihrer Krankheit – war sie dort jährlicher Gast und bereicherte das Seminar durch Programmimpulse und ihren Türkischen Mokka.
Ihr weiterer Lebensweg führte sie dann an die Pressestelle der BayWa in München. Im Jahr 1992 heiratete sie, zwei Kinder rundeten das Familienglück ab. Solange es ihr Zustand zuließ, engagierte sie sich weiter für die evangelische Kirche und spielte im Posaunenchor.
Ihre Pfiffigkeit, ihre Schlagfertigkeit und ihr gesunder Menschenverstand machten sie liebenswert und konnte auch in schwierigen Situationen Wege ebnen.
Franziska hinterlässt durch ihr vielfältiges Wirken Spuren und gute Erinnerungen an vielen Orten und bei vielen Menschen.”
Leonhard Seitz u. Manfred Walter, 24. Januar 2023