Bolzplatz Zukunft Artikel von Manfred Walter

Zukunft lernen auf dem Bolzplatz

Wie Landjugend-Räume Deutschland vom letzten Platz befreien können.

Wie Landjugend-Räume Deutschland vom letzten Platz befreien können.

von: Manfred Walter, Landessekretär der ELJ

Dass Deutschland in dieser Liga letzter ist, hatte ich nicht gewusst: “Junge Menschen sind in der deutschen Medienlandschaft unterrepräsentiert”, so der Bildungsreporter Bent Freiwald.

Und auch hier sind wir Letzter: “Glaubst Du, dass Du etwas gegen die Probleme dieser Welt tun kannst?”, fragten Forscher:innen der PISA-Studie Jugendliche in 38 Ländern. 60 Prozent Zustimmung ist der OECD-Durchscnitt; in Portugal sind es 80.

Nur zwei von fünf Jugendlichen hierzulande glaubt, den Herausforderungen der Zeit etwas entgegensetzen zu können.

Ergebnis der PISA Studie zur Frage: Glaubst Du, dass Du etwas gegen die Probleme dieser Welt zun kannst?

Deutschland liegt mit 40 Prozent am unteren Ende des Rankings. Im Klartext: Nur zwei von fünf Jugendlichen hierzulande glaubt, den Herausforderungen der Zeit etwas entgegensetzen zu können. Armes Deutschland!

Ortswechsel. Ein Dorf in Franken.

Klar gibt es hier gute Fußballer, aber darum geht es nicht. Sonntagfrüh haben sie sich verabredet, hier auf dem Bolzplatz. Auch die, denen es nicht um Fußball geht, sind dabei. Teilhabe, darum geht es. Die zwei Tore am Rande des Dorfes sind ein wichtiger Ort, weil Treffpunkt und weil selbstbestimmt. Statt um Passquote geht es hier um Samstagabend, wer, wann, was, auf welcher Party mit wem. Kurz: Es geht um jugendliche Lebenswelt.

Die Armut Landjugendlicher ist ein Mangel an selbstbestimmten öffentlichen Orten.

Bolzplatz Zukunft Artikel von Manfred Walter

Es gibt Dörfer, in denen die Landjugend nicht mehr ins Gemeindehaus darf: Zu laut, zu unordentlich, zu viel Party. Statt in der Kirche finden Gruppen Heimat in einem Bauwagen, andere lösen sich auf.

“Junge Menschen müssen Spuren hinterlassen dürfen”, fordert der Jugendforscher Klaus Hurrelmann. Spuren Jugendlicher sind auch immer Spuren gelernter Selbstwirksamkeit. Auf dem Bolzplatz sind die Spuren sichtbar. “Neue Netze könnten die Tore brauchen”, denke ich. Kann sein. Vielleicht auch nicht. Wer Spuren im Leben junger Menschen hinterlassen will, muss sie selbst nach Wegen fragen.

Jedes Dorf braucht Räum, die junge Menschen selbstbestimmt nutzen, je mehr desto besser. Hier machen Jugendliche die Erfahrung, etwas bewirken zu können – für sie selbst, für ihr Dorf, zur Lösung der Probleme ihrer Welt. Diese Räume müssen nah sein, schön, gestaltbar und frei. Erwachsene sind ein anderes Thema. Sie sind wichtig als Gegenüber, begleitend, nicht kommentierend. Eine Kirche, die ihre Mission für junge Menschen ernst nimmt, muss Spuren in der PISA-Aufholjagd Deutschlands hinterlassen!


Der Landessekretär der Evangelischen Landjugend in Bayern, Manfred Walter, hat einen weltweit einzigartigen Arbeitsplatz. Es gibt kein „so macht man das halt“.

In einem Team aus Hauptberuflichen und Ehrenamtlichen handelt er so, wie er es zum Wohl der ELJ fachlich für richtig hält – In der Tradition eines Verbandes der seit 70 Jahren hervorragende Jugendarbeit macht.


Dieser Beitrag ist zuerst erschienen in:
zett - Zeitung für Evangelische Jugendarbeit, März 2023.

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