Aus aktuellem Anlass: ELJ setzt auf Jugendarbeit und Beteiligung
Seit 70 Jahren bietet die Evangelische Landjugend (ELJ) ein Lernfeld für demokratische Gesinnung und Kompetenzen junger Menschen auf dem Land. Mit Sorge nehmen wir wahr, dass rechtsextreme Denk- und Handlungsmuster unter jungen Menschen in ländlichen Räumen zunehmend Verbreitung finden und vermeintlich an Attraktivität gewinnen. Das zeigen auch Wahlergebnisse: Insbesondere männliche Jugendliche, in besonderem Maße Mittelschüler, zeigen eine hohe Affinität zu politischen Positionen der AfD. Nun hat es einen Vorfall gegeben, der diese Entwicklung besonders spürbar werden lässt und der die Verantwortlichen in der ELJ bestürzt.
In einem mittelfränkischen Dorf eskalierte vor wenigen Tagen eine private Feier, als örtliche ELJ-Mitglieder auf städtische Jugendliche mit linksextremen Äußerungen trafen. Offenbar wurden in der Auseinandersetzung auch verbotene rechtsextreme Symbole verwendet. Die Feier war damit zerstört und wurde beendet. Mit diesem Statement macht die ELJ deutlich: „Für uns als ELJ ist dieses Verhalten nicht akzeptabel. Wir engagieren uns weiter für Demokratie und die Entwicklung junger Menschen zu eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeiten.“
Die hauptberufliche Jugendarbeit der ELJ ist aufsuchend und nahe am Leben der Dörfer. Die regional zuständige Referentin wurde kurz nach dem Ereignis informiert. In intensiven Gesprächen mit Jugendlichen, Eltern und Vertreter:innen der Kirchengemeinde organisierten sie und ehrenamtlich Engagierte der ELJ ein Treffen, in dem die Jugendlichen in der Dorföffentlichkeit ihr Fehlverhalten einsahen und sich ausdrücklich entschuldigten. Auch die Provokationen der Stadtjugendlichen kamen zur Sprache. Weitere Gespräche folgen.
Auch nach den ergriffenen Sofortmaßnahmen und einem differenzierten Blick bleibt die Bestürzung in der ELJ. Neunzehn ehren- und hauptberuflich Mitarbeitende haben sich nun zusammengefunden, um in einem Statement die Position der ELJ deutlich zu machen:
Gleichzeitig bleibt die Herausforderung, die sich längst nicht mehr nur in Ostdeutschland stellt. Immer mehr junge Menschen auf dem Land eignen sich rechtsextreme Denk und Handlungsweisen an.
Ein wichtiges Element der Prävention ist die Präsenz von Landjugendverbänden mit ehrenamtlichen Strukturen und hauptberuflichen Fachkräften. Diese soziale Beziehungsarbeit schafft die Grundlage für weitergehende Bildungsmaßnahmen. Nach dem erfolgreichen Projekt „Stammtischparolen“ entwickelt die ELJ in einem Projekt mobile Escape-Rooms, in denen Dorfjugendliche mit theaterpädagogischen Methoden Streitkultur einüben können. Gefördert wird das Projekt von der Bundeszentrale für politische Bildung.
Ein weiterer Punkt jedoch liegt tiefer: „Ich glaube nicht, dass sich die Politik wirklich für die Probleme der Jugend interessiert“, sagten viele Landjugendliche 2020 in der Befragung „Stadt.Land.Wo“ der Katholischen Landjugendbewegung. Weitere Forschungsergebnisse bestätigen diesen Befund. Auch in der Schule finden junge Menschen wenig Demokratie.
Jugendverbände wie die ELJ bieten hingegen einen wirksamen und freiwilligen Lernort: die Praxis. Programm und Leitung der Landjugendgruppe wird demokratisch bestimmt. So lernen junge Menschen Gesellschaft zu gestalten. Mehr und bessere Jugendbeteiligung – auch aus Gründen der Prävention bleibt eine dies wichtige Forderung der ELJ.