Evangelische Landjugend fordert Veränderungen”
Ehrenamtliche Arbeit macht Spaß – zumindest meistens. Doch der Frust über immer mehr Bürokratie nimmt zu, wie 34 junge Ehrenamtliche der Evangelischen Landjugend (ELJ) in einer Umfrage bestätigt haben. Ihre Botschaft: „So macht es keinen Spaß mehr!“
Zu viele Anträge, zu viele Vorschriften
Wer in einem Verein aktiv ist und eine Veranstaltung auf die Beine stellen will, muss vieles beachten. Von Sicherheitsauflagen über Hygieneschulungen bis hin zu GEMA-Anträgen – die Hürden sind zahlreich und detailliert. Besonders ärgerlich: Manchmal gibt es Antworten von Behörden erst nach langer Wartezeit.
Bürokratie statt Spaß?
Ebenfalls problematisch: Vorschriften, die oft schwer zu verstehen sind. „Wenn wir nicht jemanden haben, der sich beruflich mit sowas auskennt, stehen wir mit einem Bein im Knast“, findet ein Ehrenamtlicher. Viele fühlen sich unsicher, ob sie bei Datenschutz und Bildrechten alles richtig machen – was kreative Ideen oft ausbremst.
Welche Regelung nervt am meisten?
Oberbegriff | Beschreibung/Antworten der Ehrenamtlichen |
Bürokratieaufwand | – E-Rechnung bis ELSTER: wahnsinnig kompliziert, ohne Experten schwierig- Fristen und Formulare: ständig neue Anforderungen |
– „Alle zwei Wochen ein anderes Formular“- Zu viele Anträge und Vorschriften, selbst für langjährige Veranstaltungen | |
Auflagen und Genehmigungen | – Auflagen für Gastronomie und Sicherheit- Hygienevorschriften, Sicherheitsdienste, GEMA |
– „Mit Ausschankgenehmigung seitenweise Auflagen“ – oft realitätsfern- Auflagen bei öffentlichen Veranstaltungen zu hoch | |
Flexibilität und Belastung | – Erwartung, flexibel zu sein, aber Systeme (z.B. Fahrtkosten) sind unflexibel |
– „Ehrenamt bedeutet zusätzliche Belastung, sollte aber Spaß machen“ | |
Bearbeitungszeiten | – Lange Wartezeiten auf Antworten von Behörden |
Datenschutz und Bildrechte | – Unsicherheiten bei Verwendung von Daten und Bildern |
Finanzielle Belastungen | – Geplante Umsatzsteuerpflicht für Musikunterricht: Gefahr für ehrenamtlich betriebene Musikvereine |
– Musiklehrer zahlen in die KSK, aber profitieren oft nicht davon | |
Komplexität und Unsicherheiten | – Regelungen oft komplex und zeitaufwändig- Unsicherheiten über aktuelle Vorschriften bremsen Ideen |
– „Oft sehr komplex und zeitaufwendig“ | |
Schulungen und Vorgaben | – Datenschutz- oder Hygieneschulungen als übertrieben und unnötig empfunden |
“Stell Dir vor, Du bist König von Deutschland – was würdest Du für mehr Ehrenamt tun?
Die Träume der Ehrenamtlichen zeigen ein klares Bild: Sie wünschen sich eine zentrale, digitale Lösung, die Bürokratie vereinfacht und Prozesse transparenter macht. Gleichzeitig betonen sie den Wunsch nach mehr Flexibilität, Wertschätzung und klaren, einfachen Regelungen.
Oberbegriff | Beschreibung/Antworten der Ehrenamtlichen |
Zentrale, digitale Lösungen | – „Alles in einer App – Formulare, Fristen, Genehmigungen.“- „Ein Online-Portal, das alles bündelt: Anträge, Richtlinien, Schulungen.“ |
– „Automatisierte Erinnerung an Fristen und Dokumente.“ | |
Einfachere Verfahren | – „Antragsformulare, die wirklich verständlich sind.“- „Weniger Papierkram, mehr digitale Möglichkeiten.“ |
– „Nur ein einziger Antrag für eine Veranstaltung, nicht zehn verschiedene!“ | |
Flexibilität und Unterstützung | – „Eine zentrale Anlaufstelle, die uns bei Fragen oder Problemen hilft.“- „Anträge, die wir spontan anpassen können.“ |
– „Flexiblere Bürozeiten für Behörden – nicht jeder hat 9-17 Uhr Zeit.“ | |
Anerkennung und Wertschätzung | – „Mehr finanzielle Unterstützung für kleinere Vereine.“- „Ein Preis für innovative Projekte oder besonders engagierte Gruppen.“ |
– „Ehrenamts-Arbeit sollte stärker honoriert werden – nicht nur mit Geld, sondern auch durch Anerkennung in der Gesellschaft.“ | |
Schulungen und Wissen | – „Einfache, praxisorientierte Schulungen zu Themen wie Datenschutz.“- „Ein Leitfaden, der alle wichtigen Schritte erklärt.“ |
– „Austausch mit anderen Ehrenamtlichen, um voneinander zu lernen.“ | |
Rechtssicherheit | – „Klare Regeln, die man auch ohne Jurastudium versteht.“- „Weniger Angst, wegen kleiner Fehler bestraft zu werden.“ |
Vereinfachte Auflagen | – „Keine unnötigen Sicherheitsauflagen für kleine, lokale Feste.“- „GEMA-Gebühren pauschal für kleine Vereine deckeln.“ |
Die ELJ fordert: Ehrenamt entlasten!
Damit das Ehrenamt wieder Spaß macht und nicht zur Last wird, braucht es dringend Veränderungen. Die Evangelische Landjugend schlägt vor
- Ein digitales System für Anträge und Genehmigungen, das alles zentral bündelt.
- Anpassung der Auflagen für kleine Vereine und Gruppen, damit ehrenamtliche Projekte leichter umsetzbar sind.
- Weniger Papierkram und mehr digitale Lösungen, damit junge Menschen nicht von Bürokratie abgeschreckt werden.
- Einfache Steuererklärungen für gemeinnützige Vereine, um deren wichtige Arbeit zu schützen.
„Ehrenamt ist freiwillig – und sollte Spaß machen. Aber der bürokratische Aufwand frustriert viele und schreckt neue Ehrenamtliche ab“, sagt David Auernhammer, Mitglied des ELJ-Landesvorstands. Er hatte mit seinem Antrag in der Landesversammlung der ELJ die Umfrage ins Rollen gebracht. „Wir fordern die Politik auf, endlich Lösungen zu schaffen, die uns wirklich helfen. Ohne Ehrenamt gäbe es keine Dorffeste, keine Jugendprojekte und keine Gemeinschaft.“